Darf ich Handschuhe desinfizieren? Vorgaben und Anleitung
Einmalhandschuhe desinfizieren und dadurch länger verwenden – theoretisch ist das möglich, aber ist es auch erlaubt? Wir geben Ihnen einen Überblick über die Richtlinien und Vorgaben des RKI und sagen Ihnen, wie Sie Handschuhe richtig desinfizieren.
Desinfektion von Handschuhen: Das erwartet Sie in diesem Ratgeber
Handschuh-Desinfektion: Das Wichtigste auf einen Blick
Inhaltsverzeichnis
Darf ich Handschuhe desinfizieren? Vorgaben und Anleitung
Ja, Handschuhe können desinfiziert werden. Das RKI rät jedoch dazu, dies nur in bestimmten Ausnahmefällen zu machen, wenn die Handschuhe nicht gewechselt werden können. Richtlinien zum Handschuh-Material, dem Desinfektionsmittel und der maximalen Tragedauer müssen eingehalten werden.
Handschuhe, die Sie desinfizieren wollen, müssen chemikalienbeständig sein und der Norm EN 374 entsprechen. Sie dürfen nicht verschmutzt, kontaminiert oder perforiert sein.
Dürfen Einmalhandschuhe desinfiziert werden?
Das Desinfizieren von Einmalhandschuhen im Gesundheitswesen ist ein umstrittenes Thema. Laut der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des RKI (Stand 04/2021) können Handschuhe in bestimmten Ausnahmefällen desinfiziert werden, wenn der Wechsel der Einmalhandschuhe schwierig umsetzbar ist. Dazu zählen:
- Routinetätigkeiten, die am selben Patienten ausgeführt werden.
- Aufeinanderfolgende Blutabnahmen, die an unterschiedlichen Patienten durchgeführt werden und bei denen weitere Kontaminationen ausgeschlossen sind.
Wichtig: Das Weiterverwenden von Handschuhen und die Desinfektion derselbigen ist dann vertretbar, wenn zwischen dem Ausziehen der alten Handschuhe und Anziehen von neuen Handschuhen keine Zeit für die Desinfektion der Hände bleibt. Das Desinfizieren der Hände beim Handschuhwechsel ist deshalb wichtig, weil Einmalhandschuhe im Falle von Perforationen keinen hundertprozentigen Schutz bieten.
Einmalhandschuhe können in Ausnahmefällen desinfiziert werden.
Vor- und Nachteile der Handschuh-Desinfektion
Es gibt einige Punkte, die für und gegen das Desinfizieren von Einmalhandschuhen sprechen.
Vorteile
- Kostenersparnis: Es werden weniger Handschuhe gebraucht.
- Zeitersparnis: Der vielfache Handschuhwechsel mit Händedesinfektion entfällt.
- Hautschonung: Die mehrmalige Händedesinfektion zwischen Handschuhwechseln fällt weg.
Nachteile
- Undichtes Material: Einmalhandschuhe können durch mehrmaliges Desinfizieren unerkannt perforieren.
- Kontamination: Bei Nichteinhalten der RKI-Vorgaben droht Gefahr für den Patienten oder Arzt.
- Eingeschränkte Auswahl des Handschuh-Materials: Einige Materialien eignen sich aufgrund geringerer Chemikalienbeständigkeit nicht zur Desinfektion.
Beim Desinfizieren von Einmalhandschuhen müssen Sie auf das Material, Herstellerangaben und das passende Desinfektionsmittel achten.
Handschuhe desinfizieren: so geht’s
Für die hygienisch einwandfreie Desinfektion von Handschuhen, müssen Sie folgende Punkte beachten.
Wichtig: Gehen Sie beim Handschuhe-Desinfizieren so vor, wie bei der Händedesinfektion ohne Handschuhe.
Klare Vorgaben geben und einhalten
Bevor Sie zulassen, dass in Ihrer Praxis, Klinik oder Pflegeeinrichtung Handschuhe desinfiziert werden, müssen die Vorgaben zur Desinfektion im Hygieneplan festgehalten werden. Diese Anweisungen und Ausnahmeregelungen müssen verbindlich von allen Beschäftigten eingehalten werden.
Tipp: In unserem Ratgeber Hygienemanagement in der Zahnarztpraxis geben wir Ihnen Tipps, wie Sie einen Hygieneplan erstellen.
Das passende Handschuh-Material auswählen
Nicht alle Einmalhandschuhe eignen sich gleich gut für die Desinfektion. Informieren Sie sich vor dem Einsatz darüber, ob das jeweilige Material chemikalienbeständig ist. Generell gilt: Nitrilhandschuhe bieten gegenüber Einmalhandschuhen aus Latex, Vitril, Vinyl oder PE die höchste Chemikalienbeständigkeit.
Im Ratgeber „Material von Einmalhandschuhen: Alles Wichtige zu Nitril, Latex und Co.“ stellen wir Ihnen die verschiedenen Handschuh-Materialien genauer vor.
Zustand der Handschuhe beachten
Der Handschuh darf vor der Desinfektion nicht verschmutzt, mit Sekreten und Exkreten kontaminiert oder das Material perforiert sein.
An die Herstellerangaben halten
Achten Sie auf die Angaben der Hersteller, ob eine Desinfektion der Handschuhe zulässig ist oder davon abgeraten wird. Informieren Sie sich im Zweifelsfall bei den jeweiligen Marken.
Handschuhe mit Norm EN 374 auswählen
Damit ein Handschuh desinfiziert werden darf, ohne dass das Material Schaden nimmt, muss er chemikalienbeständig sein und damit die Norm EN 374 erfüllen. Bei der Prüfung der Durchbruchszeit des Handschuh-Materials muss mindestens eine Alkoholart überprüft worden sein. Das ist wichtig, da die meisten gängigen Desinfektionsmittel Alkohol enthalten.
Die Angaben zu den Normen entnehmen Sie den jeweiligen Handschuh-Verpackungen oder dem Produktdatenblatt, wie hier für den Viawant Nitrile Pro: „Die Handschuhe sind als Persönliche Schutzausrüstung (PSA) der Kategorie III gem. der PSA-Verordnung (EU) 2016/425 eingestuft und halten die Verordnung ein, indem sie den anwendbaren harmonisierten europäischen Normen EN 420 und EN ISO 374 entsprechen“.
Achten Sie auch auf den jeweiligen Schutzbedarf, der mit der Norm EN 374 einhergeht. Einmalhandschuhe mit dem Symbol „Erlenkolbe“ schützen für bis zu 30 Minuten vor der Perforation durch Chemikalien und sind für den einfachen Gebrauch geeignet. Einmalhandschuhe, die das Symbol „Becherglas“ haben, bieten einen höheren Schutzbedarf. Mehr zu den Normane und der Chemikalienbeständigkeit von Einmalhandschuhen verraten Ihnen unsere Artikel „Kennzeichnung von Handschuhen - EN 347 und EN 455“ und „Der AQL-Wert – ein bedeutendes Qualitätskriterium für Handschuhmaterialien“.
Kennzeichnung von Chemikalienbeständigkeit auf der Handschuh-Verpackung.
Passendes Desinfektionsmittel wählen
Neben dem passenden Handschuh-Material müssen Sie auch das richtige Desinfektionsmittel auswählen. Wichtig: Das Desinfektionsmittel muss in der Lage sein, alle relevanten Infektionserreger abzutöten.
In unserem Shop finden Sie eine große Auswahl an Desinfektionsmitteln für die Hände, die sich auch für die Handschuh-Desinfektion eignen.
Tipp: Mithilfe unseres Ratgebers „Die richtige Händedesinfektion: Anleitung in 6 Schritten“ desinfizieren Sie nicht nur Ihre Hände zwischen dem Handschuhtragen, sondern können auch Ihre Einmalhandschuhe hygienisch sauber desinfizieren. In unserem Ratgeber „Desinfektionsmittel: Ratgeber zu Wirkung und Arten“ geben wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Arten der Desinfektionsmittel.
Tragezeit und maximale Desinfektionsanzahl beachten
Auch, wenn Ihre Einmalhandschuhe chemikalienbeständig sind und der Norm EN 375 entsprechen, ist der Schutz und damit die Tragezeit begrenzt. Nach spätestens 30 Minuten sollten Sie die Handschuhe wechseln. Das RKI rät bei Tätigkeiten im Intensivbereich zu einer maximalen Tragedauer von 15 Minuten.
Jede Desinfektion führt dazu, dass das Material Ihrer Handschuhe poröser werden kann. Desinfizieren Sie deshalb Ihre Handschuhe so selten wie möglich und nicht mehr als fünf Mal hintereinander.
Einmalhandschuhe desinfizieren: so selten wie möglich
Ein desinfizierter Handschuh ist besser als kein Schutz, aber nur dann, wenn Sie alle Vorgaben zur Desinfektion genau einhalten. Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie Ihre Handschuhe regelmäßig wechseln und zwischendurch die Hände desinfizieren. Sollten Sie dennoch in Ausnahmefällen Ihre Handschuhe desinfizieren, dann entscheiden Sie sich für Handschuhe aus chemikalienbeständigen Materialien, wie Nitrilhandschuhe, und das passende Desinfektionsmittel.
In unserem Ratgeber finden Sie noch mehr hilfreiche Tipps zu Handschuhen und Desinfektion:
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