Desinfektionsmittel: Ratgeber zu Wirkung und Arten
Desinfektionsmittel: Das erwartet Sie in diesem Ratgeber
• Anforderungen an Desinfektionsmittel
• Wirkung von Desinfektionsmitteln
• Überblick der einzelnen Inhaltsstoffe von Desinfektionsmitteln
• Welche Arten von Desinfektionsmittel gibt es?
• Desinfektionsmittel: Empfehlungen, Weisungen und Listen
• Worauf sollten Sie beim Einsatz von Desinfektionsmitteln achten?
FAQ: Das Wichtigste zu Desinfektionsmitteln in Kürze
Was ist ein Desinfektionsmittel genau?
Anforderungen an Desinfektionsmittel
- Sie sollen die Anzahl der Keime schnell und umfassend reduzieren.
- Desinfektionsmittel müssen eine ausreichende Eindringtiefe erreichen.
- Die Wirkungsbeständigkeit gegenüber organischem Material muss gegeben sein.
- Desinfektionsmittel sollten nur gering systemisch toxisch (nicht auf den gesamten Organismus) wirken,
- Die Verträglichkeit gegenüber Haut, Schleimhaut und offenen Wunden muss gewährleistet sein.
- Das Desinfektionsmittel muss lange haltbar sein und gleichzeitig biologisch abbaubar sein.
- Letztendlich sollte die Geruchsbelastung im medizinischen Bereich gering gehalten werden.
Wirkung von Desinfektionsmitteln
- Proteindenaturierung
- Oxidation
- Senkung der Oberflächenspannung
- Enzymhemmung
- Veränderung der Nukleinsäuren
Überblick der einzelnen Inhaltsstoffe von Desinfektionsmitteln
Phenole
Alkohole
Aldehyde
Tenside
Kationenaktive Substanzen
Amphotere Substanzen
Halogene
- Chlor- und Chlorverbindungen oxidieren insbesondere SH-Gruppen der Proteine. Chlor wird beispielsweise in der Trinkwasserentkeimung eingesetzt, wobei sogenannte Hypochlorite entstehen. Diese wirken ebenfalls mikrotoxisch und werden zur Grobdesinfektion eingesetzt.
- Iod ist schlecht wasserlöslich und wird deshalb in Verbindung mit Kaliumiodid als Kaliumtinktur eingesetzt. Da Iod als Desinfektionsmittel in einigen Fällen allergische Reaktionen hervorruft, wird es mittlerweile überwiegend zur Behandlung von medizinischen Geräten und Instrumenten verwendet.
Metalle und Metallsalze
- Ozon ist in wässriger Lösung und bei hoher Luftfeuchtigkeit gegen sämtliche Bakterien, Viren, Pilze und sogar gegen Sporen wirksam. In trockener Luft hat es dagegen keinerlei Einfluss auf die Keimreduzierung.
- Peroxide werden als 30-prozentige Lösung in der Medizin verwendet. Da es durch Peroxidasen (die zahlreich in der Haut vorhanden sind) ohne vorherige Wirkung zerfällt, wird es maßgeblich durch alkoholhaltige Desinfektionsmittel ersetzt.
- Persäuren wirken in starker Konzentration ätzend und sind daher für die patientennahe Desinfektion nicht geeignet. Sie werden überwiegend in der Raum- und Flächendesinfektion eingesetzt.
- Säuren und Laugen zerstören zwar Mikroorganismen, schädigen dabei aber in der Regel auch das Desinfektionsgut. Starke Salzsäuren oder Natronlaugen werden daher nicht als Desinfektionsmittel eingesetzt. Durch spezielle Vorbereitungen können aber organische Säuren wie die Milchsäure zur Desinfektion von Dialysegeräten und Mundduschen oder zur Ergänzung anderer Desinfektionsmittel verwendet werden.
Welche Arten von Desinfektionsmittel gibt es?
Einteilung der Desinfektionsmittel nach Einsatzgebiet
Hautdesinfektionsmittel
Oberflächendesinfektionsmittel
Instrumentendesinfektionsmittel
Trinkwasserdesinfektionsmittel
Arten von Desinfektionsmitteln: Einteilung nach Zielorganismen
- Ein sehr geläufiges Bakterizid ist das Antibiotikum. Durch den Einsatz eines Bakterizids werden Bakterien derart geschädigt, dass der Zelltod ausgelöst wird.
- Das Viruzid ist ein Desinfektionsmittel gegen Viren. Größtenteils werden die Nukleinsäuren der Viren irreversibel geschädigt, wodurch der Mikroorganismus deaktiviert beziehungsweise komplett abgetötet wird.
- Fungizid bedeutet „pilztötend“. In der medikamentösen Behandlung werden sie auch als Antimykotika (Mykose ist der Pilzbefall) bezeichnet. Fungizide Desinfektionsmittel wirken teilweise lediglich gegen vorhandene Pilzkulturen (zum Beispiel Alkohole), sind gegen die abgelegten Sporen jedoch machtlos.
- Dieses Defizit wird von einem Sporizid aufgehoben. Chlordioxid ist beispielsweise ein schnell wirkendes Sporizid und wird bei der Behandlung von Oberflächen, Instrumenten und Trinkwasser verwendet. Um die Haut oder Schleimhaut von Sporen zu befreien, weicht man auf das besser verträgliche Wasserstoffperoxid aus.
- Als Leuvurozid wird ein Fungizid bezeichnet, das auch gegen Hefepilze erfolgreich eingesetzt werden kann.
- Virostatische und fungistatische Desinfektionsmittel: hemmen die Vermehrung von Viren beziehungsweise Bakterien, töten sie aber nicht ab.
Desinfektionsmittel: Empfehlungen, Weisungen und Listen
Empfehlungen des RKI
- A: zur Abtötung von vegetativen Bakterien, Myobakterien, Pilzen und Pilzsporen
- B: zur Inaktivierung von Viren
- C: zur Abtötung von Sporen des Milzbranderregers
- D: zur Abtötung der Sporen des Erregers von Gasödem und Wundstarrkrampf
Desinfektionsmittel-Liste des VAH
IHO: Desinfektionsmittelliste
Worauf sollten Sie beim Einsatz von Desinfektionsmitteln achten?
- "Viel hilft viel" trifft beim Desinfektionsmittel leider nicht zu, da die unsachgemäße Anwendung durchaus zu Resistenzen der zu bekämpfenden Mikroorganismen führen kann. Im Hygiene- oder Desinfektionsplan sind die Maßnahmen exakt aufgelistet; wann beispielsweise das Bakterizid zum Einsatz kommen darf. Wenn lediglich mit einer fungiziden Verunreinigung zu rechnen ist, muss kein Bakterizid verwendet werden, dafür gibt es schließlich das Viruzid.
- Seit geraumer Zeit wird auch das übermäßige Waschen der Hände vor der Desinfektion als kritisch angesehen, da durch die Seife der natürliche Schutzfilm der Haut reduziert wird und das Desinfektionsmittel in überschwänglicher Anwendung zu Irritationen und Beschwerden führen kann. Ein fachkundiger Umgang mit dem Desinfektionsmittel auf der Haut dagegen schädigt die Haut nicht nachhaltig.
- Im Hygieneprogramm von Kliniken tritt nach erfolgtem Eingriff die Pflege mit Cremes in den Vordergrund, um die Haut zusätzlich zu entlasten und bei der Regeneration zu unterstützen.
- Als letztes Problem unsachgemäßen Umgangs ist die Gefährdung der Umwelt und des Personals zu nennen. Einige Desinfektionsmittel entwickeln insbesondere in Kombination mit anderen Chemikalien unangenehm riechende und gesundheitsgefährliche Gase. Kommt ein biologisch nicht abbaubares Desinfektionsmittel in den Abwasserkreislauf, kann es das Zusammenspiel von Bakterien stören und somit die Reinigung des Abwassers unterbinden.